WOHLBEFINDEN
Für nachhaltiges Wohlbefinden werden neue Arten des Wohlstands angestrebt.
Klassische Wohlstandsmessungen – wie zum Beispiel Messungen des Medianvermögens oder des BIPs –, werden von woken Aktivisten als nicht aussagekräftig für gesellschaftliches „Wohlbefinden“ bzw. „Wohlergehen“ dargestellt. Häufig wird für eine nachhaltigere Sicht auf gesellschaftliches Wohlbefinden geworben (englischer Begriff „Wellbeing“).
Gesellschaftliches Wohlbefinden soll unabhängig von wirtschaftlichem Wohlstand definiert werden. Beim sogenannten Happy-Planet-Index werden hierfür Lebenszufriedenheit, Lebenserwartung, Ungleichheit und ökologischer Fußabdruck verknüpft.493 Folglich liegt der Inselstaat Vanuatu vorne, da die Vanuatuer einen kleinen ökologischen Fußabdruck haben. Im Index der menschlichen Entwicklung (HDI), der die menschliche Entwicklung als Ergebnis von Lebenserwartung, Bildungsniveau und Pro-Kopf-Einkommen messen soll, liegt Vanuatu jedoch abgeschlagen auf Platz 140.494
Aus öko-sozialistischer Sicht soll für ein Leben innerhalb von sogenannten „planetaren Grenzen“ der wirtschaftliche Wohlstand in reichen Ländern auf ein mittleres Niveau gesenkt werden.
Angeblicher Überkonsum in reichen Ländern stelle ein Problem für das „planetare Wohlbefinden“ dar, denn infolge der hohen Einkommen sei der ökologische Ressourcenverbrauch zu hoch. Für gesellschaftliches Wohlbefinden brauche es daher neue ökonomische Modelle, die nicht auf Wachstum abzielen, sondern auf sogenannte Suffizienz (Verzicht) und Degrowth setzen.495
Das Modell der sogenannten Donut-Ökonomie will gesellschaftliches Wohlergehen als neue Form von Wohlstand vermarkten. Dabei bilden die angeblichen planetaren Grenzen die Legitimation für eine Antiwachstum-Politik, bei der gleichzeitig soziale Grundlagen gesichert werden sollen.496 Derartige Modelle erfordern für die meisten Ländern eine wirtschaftliche Rezession oder Stagnation, wobei unklar ist, wie trotzdem die sozialen Grundlagen gesichert werden sollen.497
Die Vereinten Nationen verfolgen mit ihrer Agenda für nachhaltige Entwicklung einen politischen Ansatz für eine globale Transformation: Bis zum Jahr 2030 sollen einerseits die wichtigsten sozialen Probleme wie Hunger oder Armut beendet sein, andererseits soll Ungleichheit reduziert sowie die wichtigsten ökologischen Probleme Welt gelöst werden.498 In der 35-seitigen Agenda-2030 wird das Wort „nachhaltig“ 213-mal erwähnt. Der Begriff „Freiheit“ kommt lediglich 3-mal vor; „Privateigentum“ gar nicht.499
Als Ziel 3 von 17 soll Gesundheit umfassender verstanden werden: Gesundheit ist nun nicht mehr nur die Abwesenheit von Krankheit, sondern umfasst ebenso ein gesellschaftlich bedingtes Wohlbefinden.500 Um das gesundheitliche Wohlbefinden der Menschheit zu sichern, verlangt die UN mit ihrer globalen Gesundheitsorganisation WHO mehr politische Kontrolle auf globaler Ebene.501
Die wohlklingenden Pläne für gesellschaftliches, gesundheitliches oder gar planetares Wohlbefinden setzen häufig Ressourcenverknappungen, Umweltkatastrophen oder andere Bedrohungen voraus, vor denen die Menschheit nur noch durch drastische politische Interventionen gerettet werden kann (siehe Nachhaltigkeit).
Viele dieser Vorstellungen gehen auf die Wachstumsfeindlichkeit des Club-of-Rome zurück.502 Hinter diesen ökologisch begründeten Ressourcenzwängen stecken jedoch widerlegte neomalthusische Sichtweisen.503 Echtes menschliches Wohlbefinden wird gerade durch planwirtschaftliche Strategien, politisch gesteuerte Ressourcenverknappung und willkürliche Herrschaft gefährdet.