POPULISMUS
Wir brauchen mehr gesellschaftlichen Zusammenhalt, um den Populismus zu stoppen.
Häufig wird Populismus als eine Form der Politik beschrieben, bei der sich populistische Politiker als Fürsprecher des „einfachen Volks“ gegen ein „abgehobenes Establishment“ darstellen. Beim Populismus handelt es sich laut dem Politikwissenschaftler Jan Werner Müller um eine antielitäre Abgrenzungsideologie.331
Ob diese Abgrenzung gerechtfertigt ist, hängt von der tatsächlichen Situation ab. In manchen Fällen kann eine scharfe Kritik am Establishment ungerechtfertigt sein (siehe Narrativ). In anderen Fällen richten sich populistische Proteste aus nachvollziehbaren Gründen gegen die Etablierten.
In woken Diskurs spielt es kaum eine Rolle, ob die populistische Kritik zutrifft. Ähnlich wie „Desinformation“, „Hassrede“ oder „Rassismus“ wird der Vorwurf des Populismus benutzt, um woke Ziele zu verteidigen: Als Populist, der gefährliche Verschwörungstheorien verbreitet, will (zumindest innerhalb des Establishments) kaum jemand bezeichnet werden.
Teilweise ist die Panik vor dem vermeintlich gefährlichen Populismus durchaus verständlich. Häufig beziehen woke Aktivisten ihre Legitimation aus selbstgewählten Narrativen; nur selten aus einer breiten basisdemokratischen Zustimmung.332 Das nicht ohne Grund: Woke Sichtweisen sind trotz enormer medialer Unterstützung in der breiten Bevölkerung so unbeliebt, dass unklar ist, ob tatsächlich genügend basisdemokratische Unterstützung existiert. Dieser Kontrast zum Mehrheitswillen führt häufig zu elitären Abgrenzungen: Die ungebildeten Massen sollen so lange umerzogen und bevormundet werden, bis sie von ihren veralteten problematischen Vorstellungen ablassen (siehe Falsches-Bewusstsein, Desinformation und Sozialisation).