RASSISMUSKRITIK
Eine rassismuskritische, dekoloniale Überarbeitung der Lehrpläne ist überfällig.
Aus dem Glossar des Informations- und Dokumentationszentrum für Antirassismusarbeit e. V.:
„Rassismuskritik geht von der Annahme aus, dass Rassismus eine gesellschaftliche Normalität darstellt, insofern alle Menschen durch rassistische Kategorisierungen, Zuschreibungen und Diskriminierungen in unserer Gesellschaft positioniert werden (siehe Kritisches Weißsein). Ein Handeln ist also nur innerhalb dieser Verhältnisse möglich. Daher kann Rassismus nur in ihrem Rahmen bekämpft, Zugehörigkeitsordnungen können verschoben und rassistische Diskriminierungen abgebaut werden. Dabei ist die Positionierung der Akteure zu berücksichtigen, um nicht erneut rassistische Strukturen der Über- und Unterordnung zu stützen (siehe auch Solidarität, Empowerment und Powersharing). Insofern ist Rassismuskritik eine (selbst)reflexive, theoriegebundene, widersprüchliche und prinzipiell nicht abschließbare Praxis. Dadurch setzt sich Rassismuskritik ausdrücklich von Haltungen und Handlungsformen ab, die auf der Annahme beruhen, es reiche aus, für Gleichheit und gegen Rassismus einzutreten, um nicht rassistisch zu sein. Denn sie blenden rassistische Strukturen aus und sind daher auch blind für die Folgen der eigenen Praxis.“ 376
Eine rassismuskritische Perspektive geht davon aus, dass gesellschaftliches Handeln nur innerhalb rassistisch geprägter Verhältnisse möglich ist. Die Frage lautet daher nicht, ob etwas rassistisch ist, sondern auf welche Art es rassistisch ist.377 Alle gesellschaftlichen Zusammenhänge werden auf Machtbeziehungen und Diskriminierungsstrukturen untersucht. Rassismus wird nie als Handlung Einzelner verstanden, sondern als Teil der gesellschaftlichen Ordnung. Aus rassismuskritischer Sicht sind alle Missstände immer Beleg für systemische Zusammenhänge.378
Übertragen auf den Verkehr lässt sich die systembezogene Sichtweise veranschaulichen: An jedem Unfall sind nicht nur die beteiligten Personen verantwortlich, sondern alle, die das Straßensystem benutzen, ohne sich für ein 100% unfallfreies Verkehrssystem aktivistisch einzusetzen.
Rassismuskritische Inhalte werden gezielt als Teil einer Kritischen-Pädagogik vermittelt, um kritisches Bewusstsein zu erzeugen (siehe Kritische-Theorie). Eine klare Abgrenzung zwischen Rassismuskritik, CRT, Kritischem Weißsein und Antirassismus existiert nicht; oft wird Rassismuskritik als Überbegriff verwendet.
Grundlegend ist die Ansicht, dass Gleichbehandlung unabhängig von der Gruppenzugehörigkeit rassistisch ist, da diese „Farbenblindheit“ die Bedeutung von Rasse innerhalb der sozialen Machtdynamiken vernachlässige.