PROBLEMATISIEREN

Diese Studie problematisiert die fehlende queere Repräsentation im Gaming.

Woke Aktivisten beschäftigen sich intensiv mit „Problematiken“, denn alles Mögliche kann problematisiert werden (Texte, Verhaltensweisen, Diskurse, Lehrpläne etc.). Problematisieren bedeutet, etwas als Teil einer unterdrückerischen Machtstruktur zu identifizieren, um diese Machtstruktur besser sichtbar zu machen (z.B. als Teil von Rassismus, Sexismus, Transphobie, Kolonialität, Klimawandel etc.).357

Nur privilegierte Gruppen können für Problematiken verantwortlich gemacht, da marginalisierte Gruppen keinen Zugang zu systemischer Macht haben.

Angeblich verfügen die meisten privilegierten Personen nicht über ausreichend Bewusstsein, um Problematiken richtig verstehen zu können; teilweise sind sie sogar durch Eigeninteressen moralisch korrumpiert.358 Wer einen privilegierten Standpunkt innehat, kann diese komplexen Dynamiken nur in begrenzter Weise verstehen (siehe Standpunkttheorie).

Problematisieren bildet eine Methode, um woke Theorien weiterzuentwickeln. In der Regel wird etwas als Bestandteil eines Unterdrückungssystems verortet; oft stellt man sich als Fürsprecher einer marginalisierten Community dar. Neues Wissen entsteht durch die Problematisierung von bisher noch unproblematischen Thesen, nicht durch Falsifikation. Die problematisierende Methode ist oft einfacher als die systematische Falsifikation (siehe Wissenschaft). Problematiken sollen immer möglichst intersektional betrachtet werden, da einzelne Kritische-Theorien die Effekte multipler Machtstrukturen nicht genug berücksichtigen würden.

Das ist der Grund, warum woke Vorstellungen nie zu stark problematisierend sind: Bisherige Theorien sind immer nur zu wenig problematisierend, da Skepsis gegenüber bisherigen Problematiken als problematisch gilt, weil durch diese Skepsis die versteckte Unterdrückung wieder unsichtbar gemacht werden könnte.

Im Endeffekt entsteht so eine Situation wie im Märchen „Des Kaisers neue Kleider“: Dissidenten und nichtwoke Kritiker gelten selbst als problematisch, wenn sie sich zu Wort melden.359 Renommierte Personen, die den woken Positionen nicht zustimmen, sollen damit rechnen müssen, ihren Experten-Status verlieren (siehe Cancel-Culture).