SCHUTZ

Zum Schutz vor Diskriminierung werden alle Bücher von Sensitivity-Readern begutachtet.

Woke Aktivisten verwenden häufig angsterzeugende Begriffe wie Schutz, Hilfe, Gefahr und Sicherheit. Schutz und Sicherheit sind für alle Menschen essenzielle Bedürfnisse. Je neurotischer Menschen sind, umso wichtiger ist für sie Sicherheit. In den USA hat sich für das Phänomen extremer Schutz- und Hilfsbedürftigkeit der Begriff des „Safetyism“ etabliert. Safetyism wird von den Autoren Jonathan Haidt und Greg Lukianoff so beschrieben:

„Konfrontiert mit Worten, Ideen oder Entscheidungen, die ihnen missfallen, behaupten immer mehr Menschen, in Gefahr zu sein, psychische oder sogar körperliche Schäden zu erleiden. Safetyism als Kult um Schutz beinhaltet eine Besessenheit damit, (reale oder eingebildete) Bedrohungen zu beseitigen. Dies geschieht bis zu dem Punkt, dass Menschen nicht bereit sind, vernünftige Kompromisse für andere Belange einzugehen. Safetyism verwehrt jungen Menschen wichtige Erfahrungen, die ihr antifragiler Geist braucht. Safetyism macht sie fragiler und ängstlicher. Sie werden anfälliger dafür, sich selbst als Opfer zu sehen.“ 384

Woke Aktivisten fordern einen Anspruch auf Schutz, insbesondere für marginalisierte Personen (siehe Geschützte-Räume). In vielen Fällen wird dafür die Redefreiheit beschränkt, da freie Debatten und offener Meinungsaustausch angeblich Unterdrückung reproduzieren. Meinungen werden als gefährlich gelabelt, wenn sie woken Aktivisten missfallen (siehe Hassrede). Nichtwoke Meinungen sollen ausgeschlossen werden, indem eine Paranoia gegenüber vermeintlich gefährlichen Meinungen geschürt wird (siehe Cancel-Culture).385

Fragilität, Empörung und Panik bei vermeintlich gefährlichen Meinungen sind jedoch nicht immer nur vorgetäuscht. Teilweise werden antiwoke Meinungen tatsächlich gefürchtet, denn Wokeness vermittelt eine starke emotionale Identität als Aktivist.386

Der vermeintliche Schutz, der durch woke Diskurswächter garantiert werden soll, geht in der Regel mit (Selbst-)Zensur einher. Die Strategien sind vielfältig, mit denen woke Aktivisten die Regeln des Diskurses bestimmen wollen. Nichtwoke Sichtweisen sollen als unwissenschaftlich, verschwörungstheoretisch, veraltet, traumatisierend, diskriminierend oder unmoralisch gebrandmarkt werden (siehe Dekonstruktion, Epistemische-Gewalt und Hassrede). Mittlerweile gibt es sogar „Sensitivity-Reader“, welche Bücher auf problematische Gedanken vor der Veröffentlichung scannen sollen.

Um eine freiheitliche Debattenkultur gegenüber der woken Intoleranz zu beschützen, haben zahlreiche Intellektuelle den Harpers-Appell für freie Debattenräume verfasst.387