HASSREDE
Hassrede im Internet muss bekämpft werden.
Für das sogenannte „Kompetenzzentrum Hass im Netz“ sind Hassrede:
„sprachliche Handlungen oder Handlungen in Bildform (z. B. Memes) gegen Einzelpersonen und/oder Gruppen mit dem Ziel der Verletzung, Abwertung, Einschüchterung oder Bedrohung aufgrund ihrer Zugehörigkeit zu einer marginalisierten Gruppe in der Gesellschaft oder etwa auch immer häufiger aufgrund ihres politischen Engagements für demokratische Werte.“ 191
Mit ihrem „Kampf gegen Hassrede und Desinformation“ wollen woke Aktivisten die gesellschaftlichen Diskurse kontrollieren.192 Diese repressive Taktik ist nicht neu, da sich das Konzept von Hassrede aus neulinker Theorie entwickelt hat. Hierbei waren die politischen Vorstellungen des neulinken Philosophen Herbert Marcuse prägend. Marcuse sah es als notwendig an, jede potenziell schädliche Äußerung zu unterdrücken, um die Gesellschaft vor der Bedrohung eines angeblich immanenten Faschismus zu bewahren.193 Politisch unparteiische Toleranz („repressive Toleranz“) wird als Intoleranz gegenüber progressiven Bewegungen angesehen, während parteiische Intoleranz („befreiende Toleranz“) als proaktive Selbstverteidigung gegen die Rechten und Konservativen verstanden wird.
Genau wie bei Marcuse geht es auch aus woker Sicht bei der Frage der Toleranz um die Auswirkungen: Als schädliche Hassrede gelten Äußerungen dann, wenn sie als Unterstützung für systemische Unterdrückung ausgelegt werden können.194 Der Vorwurf der Hassrede funktioniert ähnlich wie der Vorwurf der Blasphemie, bei dem ebenfalls bestimmte Äußerungen aufgrund ihrer angeblichen Auswirkungen sanktioniert werden sollen.195
Häufig wird der Begriff Hassrede verwendet, ohne ihn inhaltlich zu füllen. Um Hassrede erkennen zu können, benötigt man ein intuitives Bewusstsein, insbesondere bei sogenannten Mikroaggressionen. Mikroaggressionen sind Aussagen, die lediglich in spekulativer Auslegung als diskriminierend interpretiert werden können (siehe Geschützte-Räume).196 Laut Definition betrifft Hassrede nur marginalisierte Personen (siehe epistemische Gewalt).