CRT
CRT beschäftigt sich mit verborgenen Strukturen von rassischer Diskriminierung.
Die Kritische-Rassen-Theorie (Englisch: Critical-Race-Theorie, Abkürzung CRT) ist eine Kritische-Theorie über Rasse und Rassismus. Die CRT vertritt die Ansicht, dass Rasse und Rassismus die grundlegenden Strukturelemente westlicher Gesellschaften sind. Angeblich wirke Rassismus überall, Rassismus sei dauerhaft und direkt unter der Oberfläche.72 Die gesamte Gesellschaft sei systemisch gegen BIPOCS organisiert (zugunsten Menschen mit weißer Hautfarbe).
Mit Identitätspolitik will die Kritische-Rassen-Theorie sogar die Grundlagen der liberalen Ordnung in Frage stellen, insbesondere „die Gleichheitstheorie, die Rechtslogik, den Rationalismus der Aufklärung und die neutralen Grundsätze des Verfassungsrechts”.73
CRT-Aktivisten gehen dagegen davon aus, dass Werte, Wissen und Diskurse von und für weiße Menschen erschaffen wurden (siehe Sozialisation). Weiße Menschen würden unter anderem durch Rassismusblindheit ihre eigene Dominanz rechtfertigen (siehe Weißsein).
Die CRT geht auf theoretische Annahmen des Rechtsprofessors Derrick Bell zurück und bildet die theoretische Grundlage des woken Antirassismus. Bell nahm an, dass Rassismus Dauerhaftigkeit besitzt und nie enden wird. Rassismus habe sich nicht verringert; mit der Zeit sei er lediglich schwerer zu erkennen.74 In dieser pessimistischen Sichtweise lautet die Frage nicht: „Hat Rassismus überhaupt stattgefunden?“, sondern: „Wie hat sich Rassismus manifestiert (in der jeweiligen Situation)?“.
CRT-Experten versuchen, die verborgenen Wirkungen des strukturellen Rassismus zu entlarven. Die CRT baut auf partikulären Ansätzen bezüglich Rasse auf: Im liberalen Denken ist es das Ziel, die gesellschaftliche Bedeutung von Rasse zu verringern, damit Hautfarbe idealerweise keine größere Bedeutung als Haarfarbe hat. Der „farbenblinde“ Ansatz der Gleichbehandlung wird von woken Rassentheoretikern als „Rassismusblindheit“ angesehen.75
Folgende acht Annahmen bilden Kernelemente der KritischenRasse-Theorie CRT:
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Zynisches Interesse: Laut woker Theorie helfen dominante Rassengruppen niemals unterdrückten Gruppen, außer wenn es in ihrem eigenen Interesse liegt. Daher verschwindet Rassismus nicht, sondern wandelt sich nur. Häufig wird dadurch Rassismus schwerer erkennbar und es wird schwieriger, Rassismus zu bekämpfen. Um dies dennoch zu bewerkstelligen, soll man rassismuskritischen Experten vertrauen.76
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Mutwillige Ignoranz: Dominante Rassengruppen profitieren laut CRT automatisch vom strukturellen Rassismus. Angeblich rechtfertigen sie das System bewusst oder unbewusst und übersehen ihre eigenen Privilegien. Wer sich weigert, seine Komplizenschaft am rassistischen System und seine bisherige Ignoranz einzugestehen, gilt als fragil. Mutwillige Ignoranz und zynische Interessen sollen erklären, wie sich struktureller Rassismus aufrechterhält.77
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Struktureller Determinismus: Laut woker Theorie werden alle Biografien von systemischen Machtstrukturen determiniert (siehe Sozialisation). Nichtweiße Personen, insbesondere BIPOCs, werden systematisch zugunsten von Weißen unterdrückt. Über Erfolg oder Misserfolg im Leben bestimmen nicht individuelle Entscheidungen oder Glück, sondern primär unterdrückerische Machtstrukturen.
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[**S**tandpunkt-Theorie](https://wokipedia.info/standpunkt-theorie): Laut Kritischer-Rassen-Theorie gibt es authentische Erfahrungen für jede Rassengruppe (abhängig von Privilegien). Wenn die Erfahrungen einer Person mit woker Theorie übereinstimmen, werden sie als authentisch akzeptiert und dürfen nicht in Frage gestellt werden. Wer widerspricht, leidet angeblich an einer Form von falschem Bewusstsein oder einer anderen Charakterschwäche.
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Betroffenheitskult: Die Ursache ist immer Rassismus, sobald sich eine unterdrückte Person rassistisch diskriminiert fühlt.78 Dadurch werden Überempfindlichkeit und eine Identifikation als Opfer belohnt (siehe Geschützte Räume).
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Kollektivistische [**K**ultur](https://wokipedia.info/kultur): Liberal-individualistische Sichtweisen gelten als wichtiger Teil hegemonialer Machtstrukturen. Meritokratische Narrative würden Menschen dazu verleiten, existierende Ungleichheit als gerechtfertigt hinzunehmen (siehe Leistung und Gleichstellung).79
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Dekolonialer Geschichtsrevisionismus: Woke Aktivisten wollen die Geschichte aus ihrer Perspektive neu schreiben. Insbesondere sollen Medien, Forschung und Lehrpläne dekolonisiert werden (siehe Wissen und Wissenschaft), da bisherige Diskurse strukturelle Unterdrückung aufrechterhalten.
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Intersektionale Allyship: Alle Formen der identitätsbasierten Unterdrückung durchdringen die Gesellschaft als sogenannte „Matrix der Dominanz“. Allyship ist im Kampf gegen Unterdrückung erforderlich (siehe Intersektionalität).80 Allies sollen sich mit ihren Privilegien und ihrem Weißsein kritisch auseinandersetzen, um die systemischen Machtstrukturen zu bekämpfen.