FALSCHES BEWUSSTSEIN

Rassismus und Sexismus werden gesellschaftlich oft gar nicht wahrgenommen.

Personen, die woke Sichtweisen ablehnen, wird häufig eine Form von falschem Bewusstsein attestiert. Aus woker Sicht besitzen fast alle privilegierten Personen falsches Bewusstsein, weshalb sie in der Lage sind, ihr eigenes Verhalten zu rechtfertigen (siehe Sozialisation).162

In der Theorie des Kritischen Weißsein gibt es multiple Erscheinungsformen von falschem Bewusstsein, die beschreiben, weshalb privilegierte Personen blind gegenüber ihrer Beteiligung an Unterdrückung sind. Dazu gehören unter anderem weiße Komplizenschaft, weiße Fragilität, weiße Tränen, weiße Unschuld, weißes Schweigen, weiße Solidarität, weiße Ignoranz und ein Mangel an Demut.163

An falschem Bewusstsein leiden aber auch marginalisierte Gruppen, die nicht woke genug sind: Diese Gruppen passen sich entweder für ihren eigenen persönlichen Vorteil an das System an oder sind durch das System genauso indoktriniert worden wie privilegierte Personen, sodass sie ihre eigene systemische Unterdrückung internalisiert haben.164

Viele Aktivisten meiden den Begriff des falschen Bewusstseins (unter anderem wegen einer sprachlichen Nähe zum marxistischen Klassenbewusstsein). Stattdessen wird häufig von unbewussten Vorurteilen gesprochen (auf Englisch „unconscious bias“). Personen werden aufgefordert, ihre angeblichen Vorurteile nicht zu verbergen, sondern sich gezielt mit ihnen auseinanderzusetzen, um sie zu überwinden. Die Bereitschaft dazu wird für woke Struggle- Sessions benutzt: Die Aktivisten interpretieren jeden Widerspruch zu ihrer Weltsicht als mangelnde Bereitschaft, sich der eigenen Privilegien bewusst zu werden und eigene Vorurteile öffentlich zu gestehen (siehe Fragilität). Der Kampf gegen (bewusste oder unbewusste) Vorurteile verkommt in diesen Workshops zu psychologischem Gaslighting mit dem Ziel, wohlmeinenden Menschen woke Vorstellungen aufzuzwingen.165