ESG
Wir erhöhen unseren Einsatz für ESG als Teil unserer Nachhaltigkeitstransformation.
ESG ist ein kompliziertes institutionelles System, über dessen Wirkweisen sich viele Bücher schreiben lassen. Im Rahmen dieses Lexikons soll nur eine Einführung gegeben werden.
Die sogenannten ESG-Standards setzen sich aus den Komponenten Environmental (Umwelt), Social (Gesellschaft) und Corporate Governance (Unternehmensführung) zusammen. Der Ursprung der ESG-Standards geht auf die UN-Initiative der „Principles of Responsible Investments (UN PRI)“ zurück. Diese 2005 gegründete „Initiative für verantwortliches Investieren“ hat sich dem Lobbyismus für ESG-Standards in der Finanzwelt verschrieben. Mithilfe von ESG-Standards sollen die überstaatlich beschlossenen nachhaltigen Entwicklungsziele (Sustainable Development Goals SDGs) der UN-Agenda 2030 durch die Privatwirtschaft unterstützt werden. Dabei soll das ESG-Modell als ein Werkzeug der UN- Agenda 2030 dienen und eine globale wirtschaftliche Transformation vom kapitalistischen „Shareholder“-Modell zum neuen „Stakeholder“-Modell bewirken.144
Gemäß offizieller Sichtweise sollen ESG-Standards eine Unternehmenskultur schaffen, die „soziale, ethische und ökologische Überlegungen“ proaktiv in Entscheidungsfindungen einbezieht, damit sie ihren positiven Einfluss auf die Welt erhöhen.145 Diese Art von „Impact-Investment“ soll auch langfristig erfolgreicher sein. Die offizielle These, dass unverantwortliche Unternehmensführung sowie mangelndes gesellschaftliches und ökologisches Verantwortungsbewusstsein zu langfristigen Nachteilen führen, erscheint auf den ersten Blick schlüssig. Leider ist niemand in der Lage, die komplexen Fragestellungen einer langfristigen Unternehmenspolitik vorherzusehen, von Gesellschafts- und Umweltpolitik ganz zu schweigen. Daher ist der freie Wettbewerb um den besten Weg auch weiterhin notwendig. Durch das ESG-System wird der faire und freie Wettbewerb jedoch beeinflusst.
An der Gestaltung von ESG sind insbesondere große Investmentfirmen wie BlackRock, Vanguard, Goldman Sachs, State Street, JP Morgan Chase und Fidelity beteiligt. Mittlerweile sind aber auch Regierungen und politische Organisationen an der ESG- Regulierung beteiligt und verpflichten Unternehmen zu deren Einhaltung, wobei die EU hier eine Vorreiterrolle einnimmt.146 Bei den komplexen Regulierungen spielen auch Nichtregierungsorganisationen (NGOs) eine bedeutende Rolle. Doch was regulieren diese ESG-Standards?
„Environmental“: Wichtige „Stakeholder“ (unter anderem die Vereinten Nationen, die EU, das Weltwirtschaftsforum und NGOs) geben vor, was ihrer Meinung nach eine vorbildliche Umweltpolitik darstellt.147 Indem Firmen bezüglich ihrer Umweltauswirkungen bewertet werden, soll ein wichtiger Beitrag zu Klima- und Umweltschutz geleistet werden. Ein gutes Umweltranking bekommt man in der EU, wenn man Maßnahmen aus dem sogenannten „Green Deal“ umsetzt: Insbesondere soll alles elektrifiziert werden und vollständig mit Strom aus erneuerbaren Energien betrieben werden. Atomkraft wird nicht als nachhaltig genug angesehen. Skeptiker würden sagen, dass das E tatsächlich für Energieknappheit steht. Statt auf Marktanreize zu setzen, wird im Namen des Klimaschutzes ein planwirtschaftliches Ratingsystem installiert als sogenannte „Klimataxonomie“.148
„Social“: Aus der sogenannten „Corporate-Social-Responsibility“- Bewegung, die durch die woke Identitätspolitik gekapert wurde, kommt das S. Hierzu werden vor allem soziale Gerechtigkeit und Gleichstellung gefördert: Im Rahmen der S-Bewertung werden „Diversity, Equity, and Inclusion (DEI)“-Abteilungen eingerichtet, (anti)rassistische Quoten als Diversität festgeschrieben und Schulungen zu „unbewussten Vorurteilen“ und „Antirassismus“ vorgeschrieben.149 Der Unternehmer und Autor Vivek Ramaswamy beschrieb diese Schulungen als Orte der Angst, bei denen Angestellten eine woke Gesinnung abverlangt wird.150
S-Kriterien sind ein wichtiger Grund dafür, warum fast keine großen Unternehmen auf die kostspieligen DEI-Abteilungen verzichten wollen: Da Vermögensverwalter wie Black-Rock riesige Mengen an Kapital kontrollieren, gilt es als gefährlich, gegen ESG-Richtlinien zu verstoßen. BlackRock fordert mehr „rassische Soziale Gerechtigkeit“: Mit dem Ziel, vorgegebene Quoten zu erfüllen, sollen alle Unternehmen Auskunft über ihre rassische und sexuelle Zusammensetzung geben.151
„Governance“: Das G steht offiziell nur für gute Unternehmensführung. Während einige standardmäßige Kriterien von guter Unternehmensführung tatsächlich in diesem Rating relevant sind, gibt es auch hier fragwürdige Kriterien: Zum Beispiel die Pflicht, umfangreiche ESG-Analysen zu erstellen, Vorstände für ihr ESG-Engagement zu belohnen und ausreichend ESG- Kontrolleure einzustellen.152
Bisher ist es noch schwer vorherzusehen, welche Auswirkungen die globale ESG-Agenda haben wird. Wirtschaftlich gesehen haben vor allem dominante Marktteilnehmer an einem sogenannten „ESG- Capture“ wirtschaftliches Interesse: Diejenigen, die groß genug sind, die Kosten für ESG zu verkraften, warten ab, bis schlechter kapitalisierte Wettbewerber aus dem Markt gedrängt werden. Ihre ESG-Kosten gleichen sie mit dazugewonnenen Marktanteilen aus. Daher führen ESG-Investments nicht nur zu einer Politisierung der Wirtschaft durch parteipolitischen Aktivismus, sondern auch zur Stärkung von Großkonzernen.153 Ab dem Geschäftsjahr 2025 sind in der EU zahlreiche Unternehmen dazu verpflichtet, über ihre Geschäftstätigkeit entsprechend den ESG-Kriterien zu berichten.154