RECHTE
Marginalisierte haben ein Recht auf Schutz vor Diskriminierung.
Woke Aktivisten sehen sich als Kämpfer für eine Vision von Gerechtigkeit, auf die angeblich jeder Mensch einen rechtlichen Anspruch hat. In ihren politischen Vorstellungen nehmen sie Bezug auf Rousseaus Gesellschaftsvorstellungen.
Bei Rousseau entstehen die menschlichen Rechte aus der Gemeinschaft heraus, denn die Bedürfnisse der Gemeinschaft stehen über den Vorlieben des Einzelnen: Die Gesellschaft soll durch den allgemeinen Willen (volonté générale) das Gemeinwohl verfolgen. Der Staat ist bei Rousseau eine Art moralischer Körper, „in dem alle Teile so zusammenwirken sollten, dass sie dem Gesamtwohl dienen.“ 379 Das Ziel eines Gesellschaftsvertrags ist bei Rousseau nicht die Wahrung des Eigentums, sondern die Schaffung einer neuen Gleichheit auf der Grundlage einer ungleichen Realität. Der Gesellschaftsvertrag „ersetzt eine moralische und legitime Gleichheit für jede physische Ungleichheit, die die Natur den Menschen hätte aufzwingen können.“ 380
Aus woker Sicht sind Rechte ebenso Gemeinschaftsrechte und keine individuellen Bürgerrechte. Der Staat hat für das übergeordnete Ziel der „Sozialen Gerechtigkeit“ weitreichende rechtliche Verfügungsgewalt über alle Individuen. Aus ihren Gerechtigkeitsvorstellungen leiten woke Aktivisten ein Grundrecht auf Gleichstellung ab.
Ähnlich legitimieren sie auch ihren Kampf gegen Unterdrückung: Da Unterdrückung die Folge systemischer Machtstrukturen ist, ist der Staat (bzw. die Gesellschaft) verpflichtet, diese Unterdrückung durch seine weitreichende Verfügungsgewalt zu bekämpfen.
Der CRT -Aktivist Kendhi fordert eine Abkehr vom Grundsatz der Nichtdiskriminierung: Vergangene Diskriminierung soll gegenwärtige Diskriminierung rechtfertigen, um Ergebnisgleichheit zu erreichen.381 Solche Vorstellungen richten sich gegen die universalistische Rechtsgleichheit mit gleichen Verhältnissen vor dem Gesetz. Alle Rechtsauslegungen, die gleiches Recht unabhängig von der Identität garantieren, gelten als problematisch.
Aus woker Sicht besitzen alle Menschen unverhandelbare Anspruchsrechte, die der Staat erfüllen muss. Diese staatlichen Pflichten sind nicht auf Staatsbürger beschränkt. Wer Staatsbürger bevorzugt behandeln will, wird als Nationalist angesehen (siehe Global-Citizenship). Politische Entscheidungsmacht soll zunehmend an internationale Organisationen ausgelagert werden (insbesondere UN und EU). Der Staat soll vor allem den hilfsbedürftigen Individuen helfen, weshalb marginalisierte Gruppen priorisiert werden sollen. Als Staatspflichten gelten unter anderem der Schutz vor Klimawandel, vor Ungleichheit, vor Hassrede, vor Armut etc…
Woke Aktivisten wollen den Staat benutzen, um ihre politischen Vorstellungen als Grundrechte durchzusetzen. Mit wohlklingenden Versprechen wird eine weitreichende Bevormundung durch staatsnahe Strukturen begründet (siehe ESG und Utopie).