KULTURELLE ANEIGNUNG

Weißer Reggea ist eine Form von kultureller Aneignung.

Das Konzept der kulturellen Aneignung problematisiert, dass eine Person aus einer dominanten Kultur Praktiken, Symboliken oder Traditionen einer marginalisierten Kultur nutzt.269 In der Regel gilt nur die westliche Kultur als dominante Kultur.

Der Vorwurf der kulturellen Aneignung basiert auf der Idee, dass bestimmte Ausdrucksformen nur den Menschen aus einer bestimmten Kultur gehören. Menschen aus der Dominanzgesellschaft würden die den Praktiken zugrunde liegenden Traditionen nicht ausreichend verstehen und zu wenig respektieren. Letztlich würden sie bewusst oder unbewusst die ursprüngliche Kultur zerstören, indem sie deren kulturelle Praktiken ohne Rücksicht auf ihre kulturelle Bedeutung verwenden. Aufgrund von Machtunterschieden können nur dominante Gruppen sich eine andere Kultur aneignen; marginalisierten Gruppen wird dagegen eine dominante Kultur vom System aufgezwungen.270

Dieses isolative Verständnis von Kultur kann zu Vorstellungen von kultureller Reinheit führen, die ähnlich zu denen in einschlägig rechtsextremen Gruppierungen sind.271 Das Konzept der kulturellen Aneignung limitiert die erlaubten Ausdrucksweisen in Musik, Hobbys, Sprache, Essen, Frisuren, Religion und Kleidung für bestimmte Bevölkerungsgruppen. Im Endeffekt entsteht so eine Form des „Othering“, die auf einer politischen Sichtweise zu Identität aufbaut (siehe Weißsein).

Aufgrund der angeblichen Schutzbedürftigkeit bestimmter Gruppenidentitäten lehnt die woke Sichtweise individuelle Selbstverantwortung und Freiheit ab (siehe Opfer und Schutz).