CIS-NORMATIVITÄT

In der cis-normativen Weltsicht gibt es nur zwei biologisch festgeschriebene Geschlechter.

Innerhalb der Queer -Theorie hat „Normativität“ eine verwirrende Doppelbedeutung: „Normativität“ bezieht sich sowohl auf das, was üblich ist (normal) als auch auf das, was als richtig angesehen wird (normativ). In queerer Theorie ist es bereits die gesellschaftliche Erwartung, „normal zu sein“, die die Akzeptanz von Identitäten außerhalb dieser gesellschaftlichen Normen behindert.65

Heteronormativität soll daher beschreiben, auf welche Weise Heterosexualität als implizierte Norm der Sexualität wirkt: Da die Mehrheit der Menschen sich als heterosexuell sieht, übt sie einen systemischen Druck auf alle anderen aus. Dieser Druck führt angeblich dazu, dass weniger Menschen sich als homosexuell oder bisexuell outen, um sogenannten „heteronormativen Genderrollen“ zu entsprechen.66 Analog dazu geht im Konzept der Cis-Normativität ein enormer Druck von Cis-Personen auf Transpersonen aus. Als „Cis“ gelten alle, deren Gender -Identität ihrem biologischen Geschlecht entspricht. Cis-Normativität ist ein erweitertes Konzept von Heteronormativität.

Das System, das Menschen anhand äußerer biologischer Merkmale einem bestimmten Geschlecht zuordnet, gilt als unterdrückerisch. Um es zu überwinden, werden neue Formen der Sprachverwendung entwickelt: Beispielsweise sollen stillende Mütter zu stillenden Personen werden, um Transpersonen zu berücksichtigen.67

Auch das sogenannte „Gendern“ soll dazu dienen, die Cis-Normativität zu überwinden, da immer alle denkbaren Gender-Identitäten mit Genderstern und Glottisschlag markiert werden sollen.68 Die sogenannte „geschlechtergerechte Sprache“ soll dadurch der Sichtbarmachung marginalisierter, queerer Identitäten dienen (siehe Diskurs).69