MACHTSTRUKTUREN
Es gilt, die verborgenen Machtstrukturen der Sprache für Soziale Gerechtigkeit zu nutzen.
Machtstrukturen bzw. Machtsysteme spielen in der woken Sichtweise eine zentrale Rolle. Woke Theorien untersuchen mithilfe Kritischer-Theorien die Wirkung systemischer Machtstrukturen auf multiplen Ebenen (unter anderem sozial, institutionell, diskursiv, epistemisch).276 Insbesondere werden Prozesse der Sozialisation betrachtet, mit denen die Erwartungen und Verhaltensweisen der Gesellschaft übertragen werden. Die Gesellschaft ist angeblich so aufgebaut, dass sich Machtstrukturen ohne eine entschiedene Intervention von selbst aufrechterhalten.
Ungleichheiten gelten als Beweis für Unterdrückung. Der Sozialphilosoph und Ökonom Thomas Sowell hat umfangreich dargestellt, warum diese Betrachtung zu einfach ist: Aus der Tatsache, dass Diskriminierung Erfolge beeinflussen kann, lässt sich nicht folgern, dass Erfolge in erster Linie durch Machtstrukturen bedingt sind.277 Ansonsten wären zum Beispiel die überdurchschnittlichen Erfolge von Indern in den USA nur durch geheime Machtstrukturen erklärbar.278
Woke Aktivisten befassen sie sich intensiv mit Machtstrukturen.279 In der woken Sichtweise wird Macht vor allem durch Institutionen und sogenannte „dominante Ideologien“ aufrechterhalten. Als dominant gelten bestimmte Ideologien einer Gesellschaft, die in allen Institutionen bekräftigt werden und kaum anfechtbar sind (sogenannte „Metanarrative“). Die gesellschaftliche Hegemonie bestimmter Institutionen bringt Menschen dazu, die Metanarrative als Wahrheit anzuerkennen. Aus Sicht des Kritischen Weißseins ist der systemische Rassismus ein solches Metanarrativ.280 Um Unterdrückung sichtbar zu machen, sollen dominante Diskurse analysiert und problematisiert werden (siehe Dekonstruktion).
Unterdrückung wird mithilfe von zahlreichen Kritischen Theorien theoretisiert: Die Kritische-Rassen-Theorie CRT untersucht Machtstrukturen bezüglich Ethnie; Queer -Theorie bezüglich Gender, Normen und Sexualität; postkoloniale Theorie bezüglich internationaler Beziehungen. Intersektionalität beschreibt die gesamte „Matrix der Dominanz“, d.h. Intersektionalität soll erklären, wie multiple Machtstrukturen bezüglich verschiedener Identitäten zusammenwirken.281
Kurz gesagt: Woke Aktivisten glauben, dass privilegierte Gruppen alle anderen auf ominöse Weise unterdrücken. Gesamtgesellschaftliche Solidarität ist notwendig, da sich ansonsten dominante Gruppen gegen den Verlust ihrer Privilegien wehren.