SOZIALER KONSTRUKTIVISMUS

Das biologische Geschlecht ist sozial konstruiert.

Der Soziale Konstruktivismus ist eine sozialwissenschaftliche Theorie, die davon ausgeht, dass Wissen durch soziale Interaktionen und deren Bedingungen konstruiert wird.

Wokeness ist vollständig sozial-konstruktivistisch ausgerichtet. In dieser Sichtweise gibt es kein objektives Wissen in dem Sinne, dass Wissen direkt mit der objektiven Realität übereinstimmt. Das sogenannte „Konstruktivitätspostulat“ besagt, dass die geglaubte Wirklichkeit stets erst durch Interaktion hergestellt wird.394

In dieser Sichtweise wird davon ausgegangen, dass es viele Wissensformen gibt, wobei jede Form nur innerhalb der jeweiligen Kultur eine valide Behauptung über die Realität ist. Die Annahme ist, dass alles verändert werden kann, wenn man die sozialen Verhältnisse ändert. Da jede Kultur bestimmte Wissensformen hervorbringt, die wiederum zu unterschiedlichen sozialen Verhältnissen führen, sehen die kritischen Konstruktivisten alle sozialen Prozesse als politisch an; insbesondere die Prozesse der Wissensproduktion (siehe Neue-Linke und Kritische-Theorie).

Woke Aktivisten haben ambitionierte Ziele. Sie wollen eine Kultur formen, welche systemisch alles ablehnt, was als unterdrückerisch gilt (siehe Dekonstruktion). In dieser neuen Kultur soll nur das als wahr angesehen werden können, was keine Unterdrückung zulässt (siehe Dekolonisierung und epistemische-Gewalt).395

Diese Strategie wird von woken Aktivisten oft so radikal praktiziert, dass sogar objektive Merkmale als bedeutungslos gelten sollen. Im woken Denken bedeutet daher die Aussage, etwas (wie das biologische Geschlecht) ist „sozial konstruiert“: Mächtige Menschen haben es für ihre eigenen Interessen als „wahr“ im Sinne von „valide“ definiert (siehe Konflikt).

Wenn woke Aktivisten kritisieren, dass Wissenschaft ein Soziales Konstrukt ist, wollen sie damit nicht objektiv beschreiben, auf welcher Weise die Wissenschaft lediglich das Ergebnis sozialer und politischer Prozesse ist. Das ist stets eine wissenschaftlich und philosophisch relevante Frage. Stattdessen kritisieren sie eine angeblich problematische Kultur in der Wissenschaft, solange ihre eigenen Vorstellungen nicht ausreichend berücksichtigt werden (siehe Inklusion und epistemische-Gewalt).

Tatsächlich gibt es politisch bedingte Beeinträchtigungen, mit denen auch jede Form der Wissenschaft umgehen muss. Die real existierenden politischen Beeinträchtigungen können aber nicht als Legitimation für woken Aktivismus gelten, da von woker Ideologie selbst eine große Gefahr für seriöse Wissenschaft ausgeht.396