QUEER
Wir brauchen einen Queer-Aktionsplan für Deutschland.
Das englische Wort Queer lässt sich nur begrenzt in die deutsche Sprache übersetzen. Am ehesten trifft es noch das Wort „seltsam“.360 Die Queer-Theorie gehört zu den am schwersten zu verstehenden Bereichen der woken Ideologie.
Queer-Theorie ist eine Kritische-Theorie mit einer neulinken Sichtweise auf das gesellschaftlich Anerkannte (siehe Konflikt): Die absichtliche Vermischung von „normal“ im beschreibenden Sinne (häufig) und „normal“ im moralisierenden Sinne (akzeptabel) bildet die Grundlage.
Queer-Aktivisten bekämpfen gesellschaftliche Normen und klar definierte Identitäten. Alles, was gesellschaftlich als normal angesehen werden kann, wird als einengend und somit als problematisch angesehen. Der Begriff „Queer“ bezieht sich nicht auf ein bestimmtes Objekt; Queer wird definiert als gegensätzliches Verhältnis mit bzw. im Widerspruch zum Legitimierten.361 Queer wurde von manchen Queer-Theoretikern als eine „Identität ohne Essenz“ beschrieben.362
Diese seltsame Identität hat per se nichts mit Sexualität zu tun. Queer-Theoretiker beschäftigen sich zwar vorrangig mit Gender, Geschlecht und Sexualität, doch beinahe jedes Thema kann mit Queer-Theorie untersucht werden.
Angeblich basiert die Gesellschaft auf einem Konflikt zwischen einer dominanten Klasse – „den normalen Menschen“ – und einer unterdrückten Klasse – „den abnormalen Menschen“. Normale Menschen rechtfertigen, warum ihr Verhalten als „normal“ gilt mit normativen Narrativen (siehe Cis-Normativität). Gleichzeitig lernen die Menschen durch Sozialisation, dass man in der Gesellschaft denjenigen vertrauen soll, die als „normal“ gelten.
Die Aufgabe der benachteiligten Klasse – der queeren Menschen–, ist es, Bewusstsein über Normativitäten zu entwickeln. Erst durch die Abschaffung von Normativitäten können alle Menschen zu ihrer ursprünglichen Natur zurückkehren, die angeblich immer schon queer gewesen ist (siehe Transformation).363
Für diese Utopie ist sogenanntes „queering“ verpflichtend. Queering bedeutet Kategorien, speziell die dominanten Vorstellungen von „normal“ und „natürlich“, zu dekonstruieren. Beispielsweise kann auch eine heterosexuelle Person als „queer“ gelten, wenn sie öffentlich bestimmte soziale Normen dekonstuiert (z.B. durch Polyamorie), während ein homosexuelles monogames Paar unter diesem Aspekt nicht als queer gilt. Durch Queering soll eine Kultur entstehen, in der Monogamie nicht mehr als die normale Kategorie angesehen wird.
Queerness hat als politische Haltung per se nichts mit Homosexualität oder Bisexualität zu tun. Queer-Aktivisten behaupten häufig, für alle zu sprechen, die nicht heterosexuell sind, denn eine autonome homosexuelle Identität wird von ihnen nicht akzeptiert. Häufig wird von einer vermeintlich einheitlichen LGBTQ+-Community gesprochen (Lesben, Gays, Bisexuelle, Trans und Queer-Personen). Obwohl L und G im LGBTQ+-Akronym vor dem Q stehen, behaupten queere Aktivisten für alle sprechen zu können (siehe Identitätspolitik).364
In erster Linie geht es im queeren Aktivismus nicht darum, um Verständnis für gleichgeschlechtliche oder nichtklassische Beziehungen zu werben. Hinter diesem positiven Ziel werden klassischen Identitäten dekonstruiert, weil diese als Bestandteil des cis-heteronormativen Systems gelten (siehe Problematisieren). Dabei werden sowohl Gender als auch das biologische Geschlecht als „performativ“ angesehen, wobei die Vorstellungen der Philosophin Judith Butler maßgebend sind. Laut Butler ist das biologische Geschlecht nicht relevant, da auch das biologische Geschlecht sozial konstruiert ist (siehe Sozialer-Konstruktivismus).365
Queer-Theorie wird in übertragener Form als Bestandteil der Kritischen-Pädagogik an Minderjährige vermittelt. Kindern soll beigebracht werden, dass ihnen ihr biologisches Geschlecht bei Geburt willkürlich zugewiesen wurde, dass sie ihr Gender frei wählen können und eine euphemistisch bezeichnete „medizinische Transition“ problemlos funktioniere. Jungs sollen lernen, dass sie als Männer Privilegien besitzen, Mädchen sollen lernen, dass sie vom System unterdrückt werden (siehe Patriarchat). Mädchen und Jungs sollen lernen, dass jedes Unwohlsein, das sie in und an ihrem Körper wahrnehmen, ein Zeichen von Transidentität sein kann.366