WEIß-SEIN

Individualismus, Empirismus und rationales Denken sind weiße Normen.

Die Theorie des Kritischen „Weißsein“ problematisiert als Kritische-Theorie bestimmte soziale Kategorien, die vermeintlich „weiß“ (und nicht „Schwarz“) sind. Angeblich gibt es einen gemeinsamen Standpunkt „weißer“ Menschen, der dem Standpunkt marginalisierter Menschen entgegensteht.470 Die mit diesen Standpunkten verbundenen Machtstrukturen werden vor allem durch Sozialisation übertragen.

Das „Weißsein“ hat als soziale Position nur wenig mit Hautfarbe zu tun, obwohl im gegenwärtigen System alle weißen Menschen aufgrund ihrer Hautfarbe vom strukturellen Rassismus profitieren.471 „Weißsein“ beinhaltet bestimmte gesellschaftliche Normen, denen sich weiße Menschen aufgrund ihrer Privilegien häufig nicht bewusst sind (siehe falsches-Bewusstsein).472

Da der Kategorie „weiß“ kein Selbstermächtigungspotential innewohnen soll, soll „weiß“ im Gegensatz zu „Schwarz“ kleingeschrieben werden. Die Wertvorstellungen des „Weißseins“ können auch von BIPOCs verinnerlicht worden (verinnerlichte Unterdrückung).

Zu den weißen Kategorien gehören angeblich auch Normen und Verhaltensweisen wie Privateigentum, protestantische Arbeitsethik, Pünktlichkeit, Zeitmanagement, Individualismus, Autonomie, rationales Denken, empiristische Wissenschaft, Höflichkeit, der Fokus auf schriftliche Kommunikation, die griechisch-römische Tradition, christlich-jüdische Werte sowie die generelle Hoffnung auf eine bessere Zukunft.473 474 Diese teilweise rassistischen Darstellungen wurden vom Smithsonian Museum nach medialem Protest gelöscht. Derartige Vorstellungen werden aber weiterhin in rassismuskritischen Kursen vermittelt.475

Alle „weißen“ Normen gelten als sozial konstruiert; angeblich sind sie verantwortlich für die Marginalisierung von BIPOCs.476 Aus rassismuskritischer Sicht sollen weiße Menschen sich selbstkritisch mit ihrer Kultur auseinandersetzen, indem sie ihr „Weißsein“ dekonstruieren.477

Für weiße Menschen ist es selbst als Allies unmöglich, durch ihre privilegierte Position im System nichtweiß zu werden. Sie sollen sich stattdessen anstrengen, „weniger weiß“ zu werden. Für weiße Menschen soll es keinen positiven Bezug auf eine weiße Identität geben. Daher kann auch die praktizierte Allyship problematisch sein, falls weiße Personen davon profitieren (zum Beispiel durch Statusgewinn).478